Hände die Zeichenuntensilien halten auf Bauplänen

Geh- und Radwegbrücke über den Strogenflutkanal zwischen Orstzentrum Wartenberg und Kirche Rocklfing

Eindrücke

Bauherr

Markt Wartenberg

Entwurf

Beratende Ingenieure
Brandl + Eltschig GmbH

Bauzeit

Mai 2016 bis Juni 2019

Projektkosten

421.000 € (inkl. Grunderwerb)

Projektbeschreibung

Lage des Bauwerks im Straßennetz

Das Brückenbauwerk befindet sich im Ortsgebiet der Gemeinde Wartenberg und überführt den Fußweg zwischen Strogenstraße und Rocklfing im Winkel von 100gon über den Bachlauf der Strogen. Die sogenannte Brücke Rocklfing ist von großer Bedeutung für den innerörtlichen Fußgängerverkehr zwischen den Ortsteilen östlich und westlich der Strogen.

Notwendigkeit der Ersatzbaumaßnahme

Bei der turnusmäßig durchzuführenden Prüfung der bestehenden Fußgängerbrücke wurden auffällige Schäden am Überbau festgestellt. Bei der daraufhin durchgeführten objektbezogenen Schadensanalyse zeigten sich sehr hohe Chloridkonzentration im schlaff bewehrten Aufbeton des Überbaus.

Zudem wurde festgestellt, dass in den Spannbetonbalken des Überbaus Spannstahl verwendet wurde, der gemäß BAW-Brief Nr. 3 vom November 2006 einer erhöhten Gefahr eines plötzlichen Versagens infolge Spannungs-Riss-Korrosion ausgesetzt ist. Eine Wiederverwendung der Spannbetonbalken bei Sanierung der Brücke war aufgrund der erhöhten Versagenswahrscheinlichkeit aus Sicht der Standsicherheit und der Dauerhaftigkeit nicht zu vertreten.

Grundgedanken des Brückenentwurfs

Der Entwurf des Teilersatzneubaus aus Stahl entstand unter besonderer Beachtung folgender Randbedingungen:

  • Minimierung der Konstruktionshöhe
  • Reduzierung des Eigengewichts und der Ausbaulasten
  • Vergrößerung des Freibords bei gleichzeitig minimalen Eingriffen in die Anschlussbereiche.

Durch das geringe Eigengewicht des Stahlüberbaus im Vergleich zum bestehenden Betonüberbau war eine Wiederverwendung der bestehenden Widerlager möglich. Dadurch wurde eine deutliche Kostenersparnis gegenüber einem Komplettneubau erzielt.

Der Lastabtrag über ein obenliegendes Tragwerk im Bereich der Geländer ermöglicht zudem einen geringen Konstruktionsaufbau unterhalb der Gehbahn. Gegenüber einer Konstruktionshöhe von 64cm im Bestand kommt der Ersatzneubau mit einer Konstruktionshöhe von etwa 20cm aus. Durch die geringere Konstruktionshöhe und eine Krümmung der Brücke im Aufriss hat die Vergrößerung des Freibords um 1,00m lediglich eine Erhöhung der Anschlussbereiche um 30cm zur Folge. Dadurch werden die Kosten für die Anpassung der Anschlussbereiche als Folge der Verbesserung des Hochwasserschutzes gering gehalten.

Im Rahmen der Vor- und Entwurfsplanung wurden neben einem Stahlfachwerk auch die Varianten einer klassischen Stahlträgerbrücke, einer Stahlverbundbrücke und eine Holztrogbrücke untersucht.

Tragsystem und Querschnittsgestaltung

Der als Einfeldträger geplante Überbau besteht aus zwei geschweißten Fachwerkträgern im Abstand von ca. 2,65m mit einer Konstruktionshöhe von ca. 1,40m. Die Fachwerkträger befinden sich auf Höhe des Geländers, sind leicht nach außen geneigt und haben eine Spannweite von ca. 17,8m. Ober- und Untergurt sowie die Pfosten des Fachwerks im Abstand von ca. 1,50m sind aus Stahlhohlprofilen zusammengesetzt. Flachstähle bilden die Zugdiagonalen.

Die Kippaussteifung der Fachwerkträger erfolgt durch eine biegesteife Verbindung der beiden Träger über die Fachwerkpfosten und die Querträger gleichen Profils im selben Abstand wie die Pfosten. Die Aussteifung des Bauwerks in Querrichtung wird durch Ausbildung eines horizontalen Vierendeelträgers aus Fachwerkuntergurt und Querträgern in Ebene des Untergurts erreicht.

Auf den Querträgern im Abstand von ca. 1,50m sind vier Längsträger als Doppel-T-Walzprofil angeordnet, welche die 2,50m breite Blechwanne des Gehweges aufnehmen. Am Auflager leiten Querträger aus Doppel-T-Walzprofilen die Lasten aus den Fachwerkträgern gleichmäßig an die Elastomerlager weiter.

Die Breite der Fußgängerbrücke zwischen den Geländern beträgt nun 2,50m. Das entspricht einer Verbreiterung des Wegequerschnitts gegenüber dem Bestand um 1,00m. Mit dieser wesentlichen Verbesserung der innerörtlichen Wegeverbindung für den Fuß- und Radverkehr konnte eine Förderung der Baumaßnahme nach FAG erwirkt werden. Die Regierung von Oberbayern beteiligte sich schließlich mit einem Zuschuss von etwa 50% an den förderfähigen Kosten des Ersatzneubaus.

Besonderheiten der Brückenausstattung

Alle Stahlbauteile sind mit einem Duplex-System aus Feuerverzinkung und Beschichtung dauerhaft korrosionsgeschützt. Lokale Schadstellen der Beschichtung sind dadurch ohne großen Aufwand sehr einfach instandzusetzen.

Eine beschichtete Blechwanne aus Stahl mit einer seitlichen Aufkantung bildet die neue Gehbahn der Brücke. Durch grobkörnige Abstreuung des Dünnbelags aus Epoxidharz-Polyurethan wird eine sehr gute Rutschhemmung erzielt.

Die seitlich verlaufenden Fachwerkträger bilden das Geländer der Brücke und nehmen Handlauf und Geländerausfachung auf. Die Höhe des Geländers beträgt 1,30m. Der Handlauf befindet sich 1,00m über Gehbahnoberkante. So kann eine ausreichende Absturzsicherung auch für Radfahrer gewährleistet werden.

Die im Handlauf integrierte LED-Beleuchtung ermöglicht auch bei Dunkelheit eine sichere Benutzung der Brücke und betont durch Hinterleuchtung der bogenartigen Fachwerkträger in optisch ansprechender Art das Tragwerk der Brücke.

Bauausführung

Der Brückenüberbau wurde komplett im Werk gefertigt. Neben der durch den hohen Vorfertigungsgrad kurzen Bauzeit konnte dadurch auch eine sehr hohe Ausführungsqualität bei Stahlbau und Korrosionsschutz sichergestellt werden.

Nach Baubeginn im Frühjahr 2019 konnte die Brücke so bereits vor Beginn des Volksfests auf dem benachbarten Festplatz im Frühsommer 2019 der Nutzung übergeben werden.