Hände die Zeichenuntensilien halten auf Bauplänen

Sanierung und Umbau Klosterkirche Traunstein zum Kunst- und Kulturzentrum

Eindrücke

Bauherr

Stadt Traunstein

Architekt

Färbinger und Rossmy, Architekten und Stadtplaner

Bauzeit

Mai 2013 bis Ende 2020

Projektkosten

9.434.000 €

Projektbeschreibung

Allgemeines

Das ehemalige Kapuzinerkloster befindet sich im Zentrum Traunsteins und wurde nach Abbruch mehrerer Vorgängerbauten Ende des 17.Jahrhunderts erbaut. Der Gebäudekomplex bestand ursprünglich aus den drei Gebäudeflügeln des Klosters, dem Nord-, dem West- und dem Südflügel, sowie aus der Klosterkirche im Osten des Areals.

Nachdem die Kirche 1806 exsekriert wurde wechselten mehrmals Besitzer und Nutzung. Zwischenzeitlich wurde das Kloster durch Englische Fräulein bewirtschaftet. Mitte des 19.Jahrhunderts wurde die Kirche erneut geweiht und im Jahre 1978 schließlich wieder geschlossen. Seit den 1990er Jahren war ein Kulturverein im Gebäude beheimatet.Das Kloster und die Kirche wurden bereits mehrmals umgebaut und in Teilen saniert. Von den drei Klosterflügeln besteht nur mehr der Südflügel, der im 19.Jahrhundert aufgestockt wurde. Der Chorbereich wurde in den 1990er Jahren unterkellert.

Aufgrund der hervorragenden Eignung des Baus in zentraler Lage nahe des Stadzentrums hat sich die Stadt Traunstein dazu entschlossen, das ehemalige Kapuzinerkloster mit Kirche grundlegend zu sanieren und umzubauen um es künftig als Kunst- und Kulturzentrum für vielfältige kulturelle Zwecke nutzen zu können.

Bei Planung und Ausführung lag ein besonderes Augenmerk auf der handwerks- und denkmalgerechten Durchführung der Instandsetzungsarbeiten und des Umbaus. Komplexe Bauabläufe bedingt durch umfangreiche Unterfangungsarbeiten erforderdeten außerdem eine sorgfältige und detaillierte Bauablaufplanung.

Instandsetzung der Klosterkirche

Die Klosterkirche besteht aus einem 26m langen und 14m breiten Kirchenschiff sowie einem 13m langen und 9m breiten Chorbereich. Die Außenmauern von teilweise bis zu 1,4m Stärke wurden aus Vollziegeln errichtet.

Kirchenschiff und Chor werden von einer Gewölbeschale aus Mauerziegeln in Form einer Rundtonne überspannt, deren Scheitel in etwa 11,7m bzw. 9,3m Höhe liegt. Darüber spannt der historische Holzdachstuhl mit einer Firsthöhe von etwa 20,5m bzw. 15,5m.

Im Zuge der Sanierung in den 1990er Jahren wurden die Außenmauern bis etwa 5,0m unter Gelände unterfangen. Zur Aufnahme des Gewölbeschubs wurden die Außenmauern damals durch sechs Zugstangen aus Rundstahl in etwa 7,0m Höhe zusammengespannt. Am Dachtragwerk wurden bereits mehrmals örtliche Instandsetzungsarbeiten durchgeführt.

Durch Feuchteeinfluss und Schädlingsbefall waren am Dachstuhl der Klosterkirche über die Jahrhunderte jedoch teilweise deutliche Substanzverluste entstanden. Besonders die Mauerschwellen und Sparren im Traufbereich waren deutlich geschädigt und mussten zum Erhalt der Tragfähigkeit des Dachstuhls kurzfristig instandgesetzt werden. Die betroffenen Bauteilbereiche wurden profilgerecht ersetzt und an den historischen Bestand angeglichen, fehlende Bauteile wurden ergänzt und zimmermannsmäßig angeschlossen. Holzbauteile mit Gewölbekontakt wurden davon abgelöst. Zuletzt wurde die Dachhaut der Kirche erneuert.

Nachdem die Schadensursachen im Dachtragwerk behoben waren wurden die Risse in den Kirchenaußenwänden und im Kirchengewölbe verfüllt und, wo erforderlich, durch Vernadelung gesichert. Schließlich erhielt der Keller im Chorbereich der Kirche einen neuen Treppenzugang und das Kirchenschiff eine neue Bodenplatte.

Nach Abschluss des Umbaus und der Instandsetzung kann die Klosterkirche nun einer hochwertigen Nutzung als Ausstellungs- und Veranstaltungssaal zugeführt werden.

Neubau eines Hofkellers

Ein Umkleide- und Sanitärbereich, die haustechnischen Einrichtungen und Lagerflächen für ein Kunstdepot sind im neuen Keller zwischen Kirche und Südflügel untergebracht.

Der Keller aus Stahlbeton mit einer Grundfläche von etwa 26m x 16m wurde aufgrund autretenden Schichtenwassers in WU-Bauweise errichtet. Es wurden Durchgänge zum Keller des Kirchenchors und des Südflügels geschaffen, die ebenfalls gegen Schichtenwasser abzudichten waren.

Bei Planung und Bau des Kellers war die Möglichkeit zu berücksichtigen, auf dem Keller nachträglich eine eingeschoßige Veranstaltungshalle zu errichten.

Umbau des Südflügels

Der etwa 7,5m breite Südflügel des ehemaligen Klosters schließt westlich an das Kirchenschiff an und erstreckt sich in Ost-West-Richtung über etwa 31m Länge. Das Bauwerk aus Ergeschoß , zwei Obergeschoßen und nicht genutztem Dachraum weist eine Firsthöhe von etwa 12m auf.

Um eine Verbindung zwischen Südflügel und neuem Kellergeschoß im Innenhof zu schaffen wurde der östliche Teil des bestehenden Gebäudes um ein Kellergeschoß erweitert. Im Bereich des großzügig gestalteten Durchgangs zwischen den Gebäudeteilen im Kellergeschoß wurde die nördliche Außenwand des historischen Südflügels durch einen nachträglich eingebauten Stahlbetonunterzug auf Stahlbetonstützen abgefangen. Vom neuen Keller aus erschließen sich die oberen Geschoße jetzt über ein im bestehenden Gebäude neu errichtetes Treppenhaus mit Aufzugkern aus Stahlbeton.

Insbesondere die abschnittsweise Herstellung der Abfangung im Bereich des späteren Gebäudeübergangs erforderte eine frühzeitige, detaillierte und sorgfältige Planung des Bauablaufs. Für die nachträgliche Unterkellerung des Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert mussten zunächst die Außenwände des Südflügels abschnittsweise und in mehreren Höhenabschnitten unterfangen werden. Der Aushub des Kellers erfolgte durch die breite Öffnung des späteren Durchgangs in der nördlichen Kellerwand. Gesichert durch eine temporäre Aussteifungskonstruktion aus Stahl und Holz konnte anschließend die Bodenplatte abgebrochen und das neue Treppenhaus mit angepasster Geometrie errichtet werden.

Das neue Treppenhaus bildet in Zukunft einen großzügigen Aufgang zu den neuen Ausstellungsräumen des hochwertig sanierten Südflügels.